Eine zweite Coronavirus-Welle droht durch Lockerungen an falscher Stelle und durch Unvernunft. Der nächste Lockdown muss schnell und schmerzvoll stattfinden.
Die Schlussfolgerungen aus den Änderungspunkten bei der Verbreitung von COVID-19 belegen die Wirksamkeit von Interventionen und die Notwendigkeit unverzüglichen Handelns. Das ist die kürzest mögliche Zusammenfassung der zitierten Studie deutscher Wissenschaftler:
Inferring change points in the spread of COVID-19 reveals the effectiveness of interventions https://science.sciencemag.org/content/early/2020/05/14/science.abb9789
Als Physiker habe ich meine Erinnerungen an die Auswertung von fehlerbehafteten Daten, das Fehlerfortpflanzungsgesetz und den Verlauf von E Funktion bemühen müssen, um die Studie ansatzweise zu verstehen:
Fazit: Bei der wahrscheinlichen zweiten Welle muss der Lockdown noch schneller stattfinden.
5 Tage Verzögerung erfordern etwa dreimal so viel Intensivbetten, um angemessene Behandlung sicher zu stellen. Sollten infolge der Verzögerung die Intensivbetten nicht reichen, könnten Bilder mit Massenbestattungen wie in New York die Folge sein.
Menschen, welche das Distanzgebot bewusst missachten sind unverantwortlich, solange kein wirksamer Impfstoff allgemein verfügbar ist. Bei vergleichbaren Lebens- und Sozialsystemen führt Freiwilligkeit zu vielfach höheren Sterberaten, wie die Zahlen aus Schweden belegen. Darüber sollten Demonstranten gegen die geltenden Maßnahmen nachdenken.
Für den Ferntourismus hat die zitierte Studie katastrophale Auswirkungen: Jeder der mit vielen anderen über mehrere Stunden in ein Flugzeug oder ein Schiff steigt, hat durch virenhaltige Aerosole in den Kabinen und mangelnde Distanz zu den Mitreisenden ein hohes Ansteckungsrisiko. Wer risikoarm Urlaub machen möchte, sollte wie früher mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichbaren Zielen fahren, wo die Zahl der Neuinfektionen möglichst gering ist. MeckPomm und andere mitteleuropäische Ferienregionen sind da nicht die schlechteste Wahl. Die Billigflieger zum Ballermann und die Kreuzfahrtschiffe zur Touristen-Intensivhaltung müssten noch ca. ein Jahr geparkt bleiben, wenn Risikogruppen nicht durch heimkehrende infizierte Urlauber massenhaft dezimiert werden sollen.