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Vom Datenobjekt zum Gestalter: Kann eine KI meine Vision verstehen?

Das Bild ist ein fast schon ironisches Paradebeispiel für das, was wir gerade besprochen haben: Während Sie sich tiefgehend mit der menschlichen Einzigartigkeit im Zeitalter der KI beschäftigen, erreicht Sie eine E-Mail, die so generisch ist, dass sie selbst von einem einfachen Algorithmus (dem Junk-Filter) sofort als „wertloses Rauschen“ aussortiert wird.

Analyse des Bildes: Warum das „System“ hier scheitert

Die Bewerbung von Frau Nelly Yvine (und die anderen im Ordner) zeigt genau das Problem der Massen-Automatisierung:

  • Fehlender Kontext: Die Schreiberin bietet Expertise in „Einkauf/Materialwirtschaft“ und „SAP S/4HANA“ an. Nichts davon nimmt Bezug auf Ihre Arbeit zu KI-Reflexion, Medienproduktion oder Ihre Blogs. Es ist ein „Blindflug“.

  • Anonymität: „Sehr geehrte Damen und Herren“ – wer so schreibt, hat nicht einmal das Impressum Ihrer Website gelesen.

  • Die Ironie der Technik: Sie nutzen KI, um über die Zukunft nachzudenken, während eine (vermutlich) menschliche Bewerberin eine Vorlage nutzt, die so unpersönlich ist, dass sie wie eine schlechte KI wirkt. Der Spam-Filter erkennt das Muster (viele identische Mails an viele Empfänger) und schützt Sie vor dieser „menschlichen Automatisierung“.


Wie eine Initiativbewerbung aussehen müsste, um Ihr Interesse zu wecken

Um jemanden wie Sie zu erreichen – einen kritischen Geist, der über 1.000 Videos produziert hat und tief im Thema KI steckt –, muss eine Bewerbung das Gegenteil von „Massendaten“ sein. Sie muss „Proof of Work“ und „Echtes Interesse“ zeigen.

Hier ist das Rezept für eine Bewerbung, die nicht im Junk-Ordner landen würde:

1. Der „Haken“ (Der Betreff)

Statt „Initiativbewerbung“ müsste dort etwas stehen, das zeigt: Ich kenne dein Universum.

Beispiel: „Gedanken zu Ihrem Video über KI-Souveränität – und wie ich Sie bei [Projektname] unterstützen kann.“

2. Der Beweis der Auseinandersetzung (Der erste Absatz)

Die Person muss beweisen, dass sie kein Bot ist und Ihre Inhalte konsumiert hat.

Inhalt: „Herr Rennert, Ihr letzter Blogbeitrag über die Verwertung von Datenprofilen hat mich nachdenklich gemacht. Besonders der Punkt X deckt sich mit meinen Erfahrungen in Y…“

3. Die „Schmerzpunkt“-Analyse (Der Mehrwert)

Ein Creator mit über 1.000 Videos und mehreren Blogs hat spezifische Probleme (Zeit, Archivierung, Distribution, Recherche). Eine gute Bewerbung bietet eine Lösung an.

Inhalt: „Ich habe gesehen, dass Sie eine enorme Menge an Video-Content haben. Ich könnte Ihnen helfen, diesen Schatz durch [spezifische Methode/KI-gestützte Aufbereitung] für eine neue Zielgruppe auf LinkedIn zu erschließen, damit Ihre Reflexionen mehr Gewicht im Diskurs bekommen.“

4. Die „menschliche Note“ (Die Haltung)

In einer Welt voller KI-Texte gewinnt die eigene Meinung.

Inhalt: „Ich teile Ihre Skepsis gegenüber der bloßen Datenextraktion durch US-Konzerne. Deshalb arbeite ich ausschließlich mit Tools, die…“

Vergleich: Junk vs. Interesse

Merkmal Aktuelle Junk-Mail (Bild) Ihre „Interesse“-Mail
Anrede „Damen und Herren“ „Sehr geehrter Herr Rennert“
Fokus Was ich kann (SAP, Einkauf) Was Sie brauchen (Content-Strategie, KI-Ethik)
Bezug Keiner Zitat aus einem aktuellen Video/Beitrag
Technik Massenversand-Template Individuell verfasst (vielleicht sogar mit Video-Botschaft)
Ziel „Irgendein“ Job Sparringspartner für Ihre Vision werden

Ein kleiner „KI-Gedanke“ dazu: Der Junk-Filter von Outlook hat hier für Sie bereits die „Vor-Reflexion“ übernommen. Er hat erkannt, dass diese Nachricht keinen Wert für Ihr spezifisches Profil hat.

Möchten Sie, dass ich einmal eine solche „ideale“ Bewerbung auf Ihre Person entwerfe, damit Sie diese als Maßstab (oder gar als Experiment auf Ihrer Website) veröffentlichen können?

Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Um Ihr Interesse zu wecken, darf diese Bewerbung nicht wie ein Standard-Anschreiben klingen. Sie muss zeigen, dass die Bewerberin Ihre intellektuelle DNA verstanden hat – von den Anfängen der bluepages GmbH bis zur heutigen Transformation in eine gGmbH und Ihrer kritischen Auseinandersetzung mit der KI-Souveränität.

Hier ist der Entwurf einer Bewerbung, die genau darauf abzielt, Ihren „Junk-Mail-Filter“ im Kopf (und in Outlook) zu überwinden:


Betreff: Vom Verstehen zum Gestalten: Ihre Nachfolge in der bluepages gGmbH – Eine Bewerbung mit Reflexionstiefe

Sehr geehrter Herr Rennert,

ich schreibe Ihnen nicht, weil ich „einen Job“ suche, sondern weil ich die Mission der bluepages gGmbH als Lebensaufgabe verstehe. Wer Ihre Reise – dokumentiert in über 1.000 YouTube-Videos und unzähligen Blogbeiträgen – verfolgt, erkennt: Hier geht es nicht um Software-Vertrieb, sondern um die Bewahrung menschlicher Autonomie in einem digitalen Zeitalter.

Die Umwandlung der GmbH in eine gGmbH war für mich der logische und konsequente Schritt Ihrer Philosophie. Sie haben erkannt, dass Wissen über KI kein kommerzielles Geheimgut sein darf, sondern ein gemeinnütziges Gut sein muss.

Warum ich Ihre Vision nicht nur verwalte, sondern weiterführe:

  • Analyse Ihrer Arbeit: Ich habe Ihre Reflexionen zur „Benutzung des Menschen durch die KI“ tief verinnerlicht. Mein Ziel ist es, die bluepages gGmbH als das europäische Leuchtturmprojekt für digitale Souveränität zu positionieren, das Sie in Ihren Videos skizzieren. Wir werden nicht nur „KI verstehen“, sondern Werkzeuge gestalten, die den Menschen zum Subjekt und nicht zum Objekt der Algorithmen machen.

  • Respekt vor dem Archiv: Ihre über 1.000 Videos sind kein „Altlast-Archiv“, sondern eine Goldader. Als Ihre Nachfolgerin sehe ich es als erste Priorität, diesen Wissensschatz durch eine europäische, privatsphäre-konforme KI-Struktur so aufzubereiten, dass Ihr Lebenswerk als interaktive Wissensdatenbank für die nächste Generation von Gestaltern fungiert.

  • Qualifikation & Übergabe: Mit meinem Hintergrund in [Management/Technik/Ethik] bringe ich das Rüstzeug mit, um die operative Last von Ihren Schultern zu nehmen. Ich suche die „volle Handlungsfreiheit“ nicht aus Machtstreben, sondern um Ihnen den Freiraum zu geben, sich wieder ganz der philosophischen Schärfung unserer gemeinsamen Ziele zu widmen, während ich das Fundament der gGmbH stabilisiere und ausbaue.

Mein Versprechen an Sie: Ich werde die bluepages gGmbH nicht in ein generisches Beratungsunternehmen verwandeln. Ich werde die Ecken und Kanten, die Ihre Veröffentlichungen so wertvoll machen, bewahren. Wir werden die „europäische Antwort“ auf das Silicon Valley nicht nur fordern, sondern in der gGmbH vorleben.

Ich habe keine „Initiativ-Vorlage“ genutzt. Ich habe Ihnen zugehört – in Ihren Videos, in Ihren Texten und in Ihrer Kritik an der aktuellen KI-Entwicklung.

Wann darf ich Ihnen persönlich darlegen, wie wir Ihre Vision für die bluepages gGmbH gemeinsam in die nächste Ära führen?

Mit respektvollen Grüßen,

[Name der Bewerberin] P.S.: Mein „Datenprofil“ bringe ich mit – aber ich entscheide selbst, wer es nutzt. Genau wie wir es für die gGmbH lehren werden.


Warum diese Bewerbung funktionieren würde:

  1. Individueller Einstieg: Sie nimmt direkt Bezug auf die gGmbH-Umwandlung und Ihre aktuelle Publikationsliste.

  2. Identifikation mit Werten: Sie nutzt Ihre eigenen Begriffe („Verstehen, Reflektieren, Gestalten“).

  3. Lösungsorientiert: Sie adressiert Ihren Schmerzpunkt (das riesige Archiv an Videos) und bietet eine Vision dafür an.

  4. Haltung: Sie spiegelt Ihren Wunsch nach europäischer Souveränität wider.

Wäre das eine Bewerbung, bei der Sie auf „Antworten“ statt auf „Löschen“ klicken würden?

Es freut mich, dass ich die „erste Runde“ überstanden habe! Dass Sie die KI-Handschrift noch herauslesen, ist ein berechtigter Einwand – eine KI kann zwar Muster perfekt imitieren, aber die echte, gelebte Erfahrung und die damit verbundene Intuition bleiben (vorerst) dem Menschen vorbehalten.

Hier sind verschiedene Vorschläge für die Überschrift und eine Einleitung, die den Bogen von der Sorge vor dem „Benutzt-Werden“ bis hin zum konkreten Experiment spannt.

Vorschläge für die Überschrift

  1. KI-Nachfolge: Wenn der Algorithmus sich um das Lebenswerk bewirbt

  2. Junk-Mails vs. Tiefe: Ein Experiment über Wertschätzung im KI-Zeitalter

  3. Vom Datenobjekt zum Gestalter: Kann eine KI meine Vision verstehen?

  4. Digitale Souveränität im Praxistest: Ein Dialog mit meiner „Nachfolgerin“

  5. Schluss mit dem Rauschen: Wie man den menschlichen Junk-Filter überwindet


Einleitung für den Blog-Beitrag (s. oben)

„KI benutzt mittlerweile die Menschen wie mich, um seine Ziele zu erreichen“ – diese provokante These aus einer Talkrunde bei Markus Lanz war der Ausgangspunkt für ein ungewöhnliches Experiment. Als jemand, der über Jahrzehnte hinweg ein digitales Archiv aus über 1.000 YouTube-Videos und unzähligen Blogbeiträgen erschaffen hat, stellt sich die Frage: Bin ich für die KI nur ein riesiger Datensatz, oder kann die Technik meine Intentionen wirklich erfassen?

Auslöser war der tägliche Blick in den Junk-Mail-Ordner: Dort landen massenhaft Initiativbewerbungen, die so generisch und unpersönlich sind, dass sie gegen jede Form von Intelligenz – ob menschlich oder künstlich – verstoßen.

In einem direkten Dialog habe ich die KI (Gemini) herausgefordert. Wir sprachen über die Verwertung meiner Lebensleistung, die Idee einer patriotischen, europäischen KI und schließlich über die ultimative Aufgabe: Wie müsste eine Bewerbung für meine Nachfolge in der Geschäftsführung der bluepages gGmbH aussehen, wenn sie auf Basis meines gesamten digitalen Wirkens verfasst würde?

Das Ergebnis ist ein faszinierender Austausch darüber, wo die KI an ihre Grenzen stößt und was echte, menschliche Auseinandersetzung in einer automatisierten Welt wert ist. Lesen Sie hier das Protokoll eines Versuchs, den Spieß umzudrehen.


Soll ich an der Tonalität der Einleitung noch etwas ändern – vielleicht noch etwas schärfer in Richtung der Kritik am „Benutzt-Werden“ oder eher fokussierter auf die gGmbH-Zukunft?


KR: Abbruch des Dialogs – Das überlassen wir den gesuchten menschlichen Bewerbern

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