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Aufruf zur Gründung eines Online-Weiterbildungsmarktplatzes

Im Video „Kiew, Kamerun und die Weiterbildung“ erläutert Konrad Rennert, wie global organisierte Weiterbildung in Sachen Fremdsprachen bereits anderenorts funktioniert. Wer das YouTube-Video gesehen hat, kann hier die Details zur Vorgeschichte lesen:

Anfang Februar 2022 buchte Konrad mit seiner Frau Elke bei dem in Kiew gegründeten Unternehmen Preply Französisch-Unterricht für Fortgeschrittene. Das Unternehmen hat mittlerweile auch Standorte außerhalb der Ukraine. Preply vermittelt freiberuflichen Sprachlehrern aus der ganzen Welt Kunden und behält einen Teil des Honorars für die Organisation einer Video- und Lernplattform ein.

Die Kunden wählen ihre Kriterien bezüglich Sprache, Sprachniveau, bevorzugten Themen und Ländern sowie den Stundensatz, den sie zu zahlen bereit sind. Wer schon mal bei Booking.com seinen Urlaub konfiguriert und dann mit PayPal oder Kreditkarte bezahlt hat, kommt auch mit der Preply-Benutzerführung sofort klar.

Elke fand in ihrer Trefferliste einige Online-Lehrer. Jede(r) von ihnen stellt ein Vorstellungsvideo bereit. Damit beschreiben sich die Lehrer selbst und wie sie Sprachunterricht gestalten und auf Wünsche der Kunden eingehen. Wegen einer sehr positiven Ausstrahlung entschied sich Elke für Girelle aus Kamerun. Dieses afrikanische Land zwischen Nigeria und dem Kongo war bis 1960 englische und französische Kolonie und hat diese beiden europäischen Sprachen noch immer als Amtssprachen. Bis 1916 war Deutsch die Amtssprache, dann wurden die deutschen Kolonialherren im 1. Weltkrieg vertrieben. Girelle ist eine alleinstehende Lehrerin im Alter von Elkes Kindern. In ihrem Elternhaus wird Französisch und Englisch gesprochen. Auch Deutsch kann sie fließend sprechen. Ihr Level in der deutschen Sprache liegt zwischen dem B2 und C1-Niveau. Für 8 Euro erwarb Elke eine Probestunde. Girelle bemerkte bei anderen Schülern gelegentliche Aussetzer bei den Preply-Videokonferenzen. Als Alternative sendete sie vorab zwei Links für den Notfall. In einem Test funktionierte ihr Unterricht auch mit Zoom und Skype.

Elke buchte daraufhin weitere 12 Stunden zum Gesamtpreis von 96 Euro bei Girelle. Trotz des Krieges in der Ukraine läuft der Französischunterricht aus Kamerun wie gewohnt über die Preply-Plattform, weil es auch Server außerhalb der Ukraine gibt und das Unternehmen mittlerweile international aufgestellt ist.

Wenn man die Provision für die Vermittlung und die Bereitstellung der Videokonferenz- und Lernplattform abzieht, bleiben Girelle nur etwas über 5 Euro pro Stunde übrig, d.h. 66% des Umsatzes. Das Prokopf-Einkommen von Kamerun beträgt allerdings nur 7% des Deutschen Prokopf-Einkommens. Bei einem Vergleich mit europäischen Pro-Kopf-Einkommen läge Girelle bei ca. 70 Euro pro Stunde, weil unser Niveau 14-mal höher ist. Ein Honorar in dieser Höhe ist für freiberufliche Sprachlehrer in der EU kaum realisierbar. Gut ausgebildete Sprachlehrer aus der 3. Welt haben global gesehen Wettbewerbsvorteile bei preisbewussten Weiterbildungskunden. Firmenkunden werden europäische Lehrer bevorzugen, wenn die Internet-Performance wichtig ist oder ein spezieller fachlicher Hintergrund nötig ist, z.B. Business Englisch für Qualitätsmanagement.

Preply ist nicht der einzige globale Anbieter. italki aus Hongkong und Verbling aus San Franzisko arbeiten sehr ähnlich. In Deutschland haben wir nichts Vergleichbares, obwohl wir in Sachen Weiterbildung viel mehr als Fremdsprachen zu bieten hätten. Der Bedarf für Coaching und 1:1 Lernen wird infolge des Lebenslangen Lernens wachsen. Die duale Ausbildung beendet man im Alter von ca. 20, ein Studium wird 5 bis 7 Jahre später beendet. Während des Berufslebens hat man sich oft punktuell weiterzubilden, um seinen Wert als Arbeitskraft zu erhalten. Als Senior tut man das wieder zum Spaß und mit privaten Interesse wie bei Elke geschildert. Hundertausende VHS-Kursleiter, Berufsschullehrer sowie Haupt- oder nebenberuflich tätige Akademiker könnten ihre Dienste in Sachen Weiterbildung auf einem Preply-nachempfundenen Online-Marktplatz anbieten.

Diese Perspektive bietet Potential für ein erfolgreiches Startup, wenn sich die passenden Gründer in der Geschäftsführung finden und eine hinreichenden Ausstattung mit Risikokapital (Venture Capital) gesichert ist.

Kaum jemand im deutschsprachigen Raum hat mehr praktische Erfahrung in der IT-Weiterbildung als Konrad Rennert. Seit seinem Physik-Diplom hat er Menschen mit der Informationstechnik vertraut gemacht. 2006 gründete er eine GmbH, weil er nicht nur als freiberuflicher IT-Trainer arbeiten wollte. Sein GmbH-Eintrag im Handelsregister lautet: Betrieb einer Internet-Plattform, die dem Austausch von Dienstleistungen, Wissen, Erfahrungen und Raterteilung dient, soweit hierfür keine besonderen behördlichen Erlaubnisse erforderlich sind.

Großer Erfolg stellte sich trotz mehrerer Versuche zur Bekanntmachung seiner Angebote nicht ein. Die GmbH schlummerte 16 Jahre mit bescheidenen Umsätzen vor sich hin. Damit sie nicht liquidiert werden musste, verzichtete der Geschäftsführer auf Teile seines Gehaltes und verdingte sich bei verschiedenen Auftraggebern als Online-Dozent für diverse Themen. Während der Corona Pandemie erhielt Konrad mehr Anfragen, als er bedienen konnte. Er erkannte, dass gut organisierter Distanzunterricht die gleiche Unterrichtswirksamkeit entfaltet wie Präsenzunterricht.

Sein wichtigster Auftraggeber aus Karlsruhe hat eine für den Unterricht optimierte Videokonferenzplattform entwickelt, welche nicht nur mehr kann als Zoom, sondern auch noch Datenschutz-konform ist und sogar bei einigen VHS eingesetzt wird. Konrad unterrichtete zeitweise auch angestellte und freiberufliche VHS-Kursleiter, wie sie damit arbeiten können. Er kennt einige Menschen in VHS-Leitungen, einer war während seiner Schulzeit 9 Jahre Klassenkamerad und ist immer noch Gesprächspartner. Zuletzt war dieser Leiter einer großen VHS und arbeitete auch in verschiedenen Weiterbildungsgremien und Verbänden. Im Jahr 2019 glaubte Konrad noch, dass die VHS bei der Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen könnten. Es entstand das Youtube-Video „Manifest für eine VHS2.0“:

Spätere Erfahrungen und Diskussionsrunden gaben ihm letzte Gewissheit, dass ein VHS-Ansatz weder den Bedürfnissen der Kunden noch den Bedürfnissen der freiberuflichen Kursleiter Rechnung tragen kann. Videokonferenz-erfahrene Kursleiter mit geeigneten Themen könnten ihr Angebot für 1:1 Unterricht oder Coaching zunächst nebenbei auf Preply-ähnlichen Plattformen anbieten. Diese neue Methode per Videokonferenz kann man zunächst ergänzend zur klassischen VHS-Kursleitertätigkeit aufnehmen bis sich ausreichend Online-Kunden finden.

Diesen Wechsel hin zum Distanz-Unterricht hat er in einer YouTube-Playlist erklärt:

Die genannte Videoliste ist in einem pdf-Dokument kommentiert:

https://konrad-rennert.de/wp-content/uploads/2021/10/Digitale-Weiterbildung-organisieren.pdf

Konrad erläutert im Video, dass er seine GmbH als sofort handlungsfähiges Unternehmen einbringt. Ein Geschäftsführer (m/w) für den Plattformaufbau und ein weiterer für das Marketing könnten sofort eingestellt werden, wenn Risikokapitalgeber für ein schlagkräftiges Unternehmen bereitstehen. Die Details zum Startup können mit ihm in Kassel oder per Videokonferenz besprochen werden: videokonferenz@konrad-rennert.de