Ein Großvater plant mit seinen Enkeln im Konfirmandenalter eine Projektwoche als Exkursion in die Natur. Hintergrund sind geowissenschaftliche Kenntnisse und Erfahrungen die er vor 40 Jahren im Laufe seiner Diplomarbeit gesammelt hat.
Die Inspiration
Gute Lehrer sind Vorbilder und wecken frühzeitig das Interesse an Studium, Ausbildung und Beruf. Der Initiator hatte als Schüler und Student gelegentlich solche Lehrer. Durch sie hat er erste Erfahrung in den Geowissenschaften gesammelt. 40 Jahre nach seiner Diplomarbeit will er seine Projekterfahrung an die Enkelgeneration weiter geben.
Corona-Pandemie-bedingt fallen in diesem Jahr die üblichen Urlaubspläne aus. Das Reisen mit dem Fahrrad ist nicht nur umweltfreundlich, sondern es gibt auch keine Ansteckungsrisiken in den Massenverkehrsmitteln wie im Flugzeug, dem Kreuzfahrtschiff, in Bussen und Bahnen.
Die Umsetzung erfolgt in der Natur. Vor- und Nachbereitungen erfolgen multimedial und digital per Videosequenz und Videokonferenz. Gemeinsam planen wir die Bereitstellung einer Vorlage zum „Fächerübergreifenden Lernen im Haus und in der Natur“
Was bringt das?
Wir zeigen, wie es geht, wenn jung und alt ein gemeinsames Projekt planen und umsetzen. Die Jungen sollen alles planen und gemeinsam mit einem Coach durchführen. Eingreifen muss der Coach, wenn Gefahr droht oder das gemeinsam formulierte Ziel außer Acht gelassen wird.
Wie ist die Umsetzung geplant?
Am Beginn der Projektwoche treffen wir uns im Basislager Kassel zur Überprüfung der notwendigen Ausrüstung. Sie muss in die Packtaschen der Fahrräder passen. Von dort fahren wir den Fuldaradweg bis Hann.-Münden und setzen die Tour auf dem Weserradweg bis Holzminden fort. Von dort geht es weiter in Richtung Eschershausen. Am Ziel beziehen wir eine Ferienwohnung als zentrales Camp im ehemaligen Messgebiet. Von dort besuchen wir markante Punkte und dokumentieren unsere Beobachtungen. Nach drei Tagen geht es wieder zurück. Möglicherweise fahren wir von Karlshafen aus entlang des Unterlaufs der Diemel bis Hümme. Bei Muskel und Konditionsschwäche kann man von dort mit der Regionalbahn nach Kassel zurückkehren.
Welche Herausforderungen sind zu bewältigen?
Der „Senior“ mit Lebenserfahrung muss sich zurücknehmen, weil Erfahrungen von den „Junioren“ selbst gemacht werden müssen, sofern sie nicht die Gesundheit bedrohen oder wegen einer Fehlentscheidung nachhaltig schädigen. Die „Junioren“ müssen ihre Urteils- und Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die Annahme dieser Fähigkeiten wird in den mitteleuropäischen Ländern unterschiedlich gemacht, z.B. gilt in der Schweiz, dass die Urteilsfähigkeit der 12 bis 16-Jährigen im Einzelfall abgeklärt werden muss. Das deutsche Strafgesetzbuch schreibt für die Strafmündigkeit das vollendete 14. Lebensjahr vor (§ 19 StGB). Dabei benutzt das Gesetz selbst den Begriff „Strafmündigkeit“ nicht, sondern spricht von Schuldunfähigkeit des Kindes. Das deutsche Ordnungswidrigkeitengesetzbuch legt unabhängig vom Strafgesetzbuch die Grenze für die Vorwerfbarkeit von Ordnungswidrigkeiten ebenfalls beim Lebensalter von 14 Jahren fest.
Die Konfirmation (lat. confirmatio „Befestigung“, „Bekräftigung“, „Bestätigung“) als feierliche Segenshandlung in evangelischen Kirchen trägt dieser Regelung Rechnung, weil die Segnung aus kirchlicher Sicht den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter markiert. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts endete für die meisten Schüler die Schulzeit im Frühjahr mit ihrer Konfirmation und das Erwachsenwerden startete mit einer Ausbildung. Bis zur Verlängerung der Schulpflicht war die Konfirmation auch ein bürgerliches Initiationsritual, das am Wechsel in das Erwachsenenleben stattfand. (Quelle: Wikipedia) Das überwiegend protestantische Finnland bietet seinen Jugendlichen schon seit vielen Jahren eine spezielle Form der Konfirmation an: https://yle.fi/uutiset/osasto/news/price_of_confirmation_camps_varies_across_finland/5389198
Auf was sollte man am Ende des Projektes stolz sein können?
Nachhaltiges Reisen mit dem Fahrrad schont die Umwelt und ist sportliche Betätigung, die weniger kostet als ein Fitness-Studio. Wegen der Altersdifferenz von mehr als 50 Jahren gehört gegenseitige Rücksichtname und Verständnis dazu.
Im Sinne der Vorbereitung auf das Erwachsenensein gehört auch dazu, dass die Jungen versuchen sollen, die vollständige Planung durchzuführen und bei der Umsetzung überprüfen sollen, ob ihre Annahmen vollständig und richtig waren. Der Plan-Ist-Vergleich erfolgt am Ende jeden Tages und ist eine anschauliche Vorbereitung auf agiles Projektmanagement, welches heutzutage in vielen wissenschaftlichen und technischen Berufen an der Tagesordnung ist.
Was soll gelernt werden?
Selbständiges Handeln im Team unter Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Beteiligten
Wie könnten Fortsetzungen aussehen?
Auf die Erfahrungen aus diesem Projekt kann aufgebaut werden. Dieses vom Senior angeleitete Projekt unter dem Titel „Anleitung zum selbständigen Planen und Handeln“ ist die Vorbereitung auf das nächste Projekt durch die Junioren: „Nachweis von selbständiger Planungs- und Handlungskompetenz.“ Sie suchen ein Thema für das Projekt, planen und führen es durch, während sich der Senior soweit wie möglich in eine Aufsichtsratsposition zurückzieht.
Wie könnte die Dokumentation des Projektes aufgebaut sein?
Fächerübergreifendes Denken steht im Mittelpunkt. Das Leben besteht nicht aus kleinteiligen Fächern, sondern aus Projekten für die man fächerübergreifende Kompetenz benötigt.
Das Team konnte sich Corona-bedingt nicht zur Vorbereitung treffen. Telefon und Videokonferenzen treten an die Stelle persönlicher Zusammenkünfte.
Jeder der Beteiligten ist für die persönliche private Dokumentation zuständig, damit man sich Jahre später leichter erinnern kann.
Zur Vorbereitung gibt es die ersten 4 Videos bei YouTube
https://konrad-rennert.de/geoabenteuer-eine-projektwoche-zum-thema-geowissenschaften