Am 13. November hatte ich die Möglichkeit, bei der VHS der Region Kassel eine Videokonferenz mit der vom Deutschen Volkshochschul-Verband e.V. (DVV) empfohlenen Kombination aus vhs.cloud und edudip® als Moderator zu testen. 15 Teilnehmer waren eine Stunde über eine Videokonferenz verbunden. Das für den Test gewählte Vortragsthema gehört in den Bereich Allgemeinwissen. Dozenten (Moderatoren) sollten beim Vortrag über einen zweiten Monitor verfügen: Auf einem Monitor wird präsentiert, erklärt und vorgeführt, auf dem anderen sieht man als Moderator sein Publikum und den Verlauf des Chats. Edudip lässt viele Teilnehmer zu. Sie können sich über einen integrierten Chat mit Textbeiträgen beteiligen. Nachteilig ist, dass nur vier der Teilnehmer gleichzeitig zu aktiven Teilnehmern ernannt werden können. Nur aktive Teilnehmer können direkt im Konferenzraum mit den maximal 4 Moderatoren reden.
Nach der einstündigen Pilotveranstaltung habe ich einen Erfahrungsbericht im Forum zum Kurs in der VHS-Cloud bereitgestellt. Angemeldete VHS-Cloud-Besucher können ihn lesen und kommentieren, wenn sie die Zugangsdaten haben. Weil das Thema im Allgemeinen von Interesse ist und die Volkshochschulen für neue Lernwelten werben, habe ich ihn unten veröffentlicht. Die „Erweiterten Lernwelten“ werden auf der Website des DVV erläutert: https://www.dvv-vhs.de/themenfelder/digitale-entwicklungen/
Solche Lernwelten bzw. Lernszenarien mit Videokonferenz-Software gibt es von diversen Bildungsträgern schon seit Jahren. Deren Kursteilnehmer treffen sich zu Kursbeginn an nahe gelegenen Standorten der Anbieter und sitzen in Räumen, die Ähnlichkeit mit den Sprachlabors der 70er Jahre haben. Als deren Kursleiter sitze ich entweder am Standort Kassel oder in meinem Homeoffice.
Kursleiter und Teilnehmer nutzen einen zusätzlichen Monitor, der per HDMI-Kabel mit einem Notebook verbunden ist. Die Webcam ist im Notebook eingebaut. Für störungsfreie Tonübertragung wird ein Headset benutzt. Oft sind es Mütter mit Kindern oder Teilnehmer mit eingeschränkter Mobilität, welche das Home-Office nutzen. Die Anbieter akquirieren ihre Teilnehmer im Bereich der geförderten Weiterbildung. Bei einem arbeite ich gelegentlich als freiberuflicher Dozent für verschiedene Kurse. Alle Kurse enden mit der Möglichkeit, eine Prüfung zum Computerführerschein abzulegen. Wegen der Aufsicht während der Prüfung müssen die Teilnehmer an einen der Standorte des Anbieters anreisen. Bei vielen VHS-Kursen steht weniger die berufliche Weiterbildung als das gesellige Zusammensein im Fokus. Videokonferenzen sind aber auch dort gut vorstellbar, wo die Wege zum Kursraum weit sind und einzelne Unterrichtsstunden zum Sprachtraining mehrmals pro Woche angeboten werden. Wer täglich für eine Stunde einen Fremdsprachenkurs mit Muttersprachlern besuchen möchte, kann von jedem Ort per Videokonferenz aus dem Büro oder dem Homeoffice teilnehmen. In Nordhessen würden die meisten VHS-Teilnehmer mehr als eine Stunde An- und Abfahrt für jeden Kursbesuch an einem der Standorte kalkulieren müssen. Es geht auch anders: Eine ergänzende Sprachschulung für einen chinesischen Studenten kam ohne Fahrtzeiten zum Besuch des Sprachunterrichts zustande: https://talking.bluepages.de/ein-nachtrag-zur-nachhaltigkeit-von-videokonferenzen/ Die dort gemachten Erfahrungen mit verschiedenen Videokonferenzsystemen sind auf die geplanten Lernwelten der VHS übertragbar.
Soviel zur Einleitung. Es folgt der Erfahrungsbericht mit edudip®:
Einsatzmöglichkeiten der Videokonferenz-Software
Aus der Sicht eines Moderators beziehungsweise des Dozenten ist festzustellen: Das Produkt erfüllt die Erwartungen, die es auf seiner Website weckt. Es ist im Wesentlichen ein Marketing-Tool, welches Vorträge im Internet ermöglicht, um neue Kunden zu gewinnen oder um Kunden über Zusammenhänge zu informieren. Dabei können bis zu 1000 Teilnehmer in Echtzeit zuschauen und per Chat reagieren. Wenn die Teilnehmer ein Notebook mit Headset einsetzen, auf dem aktuelle Versionen von Firefox oder Chrome installiert sind, können sie auch per Bild und Ton eingebunden werden. Dabei können zwei Berechtigungsstufen bzw. Rollen vergeben werden: Eine Rolle ist die des Co-Moderators, der die gleichen Rechte hat, wie der vortragende Moderator. Diese Rolle sollten nur Personen übernehmen, die mit dem Produkt vertraut sind und wissen, was sie zu tun haben. Co-Moderatoren können z.B. den Chat im Blick behalten und dort die Fragen der Zuschauer lesen, die sie nach der Sichtung entweder direkt im Konferenzraum vortragen oder den Fragenden selbst vortragen lassen, indem sie ihn vorübergehend in die Rolle eines aktiven Teilnehmers versetzen. Das ist dann wie interaktives Fernsehen zur Information über passende Themen mit der Möglichkeit, den Zuschauern das Wort zu erteilen. Solche Veranstaltungen können aufgezeichnet werden, um sie nach der Bearbeitung in einer Mediathek bereitzustellen. In der Perspektive können mit edudip einzelne Personen oder Unternehmen so etwas wie einen privaten interaktiven Fernsehkanal aufbauen, an dem abhängig vom Tarif bis zu 1000 Personen gleichzeitig zuschauen und mitmachen können. Den Umfang der Leistungen und die Preise sieht man bei https://www.edudip-next.com/de/preise. Die zur Vermarktung bereitgestellte Plattform findet man unter: https://www.edudip.com/verticalChoose
Technik
Zur Umsetzung nutzt die edudip-GmbH als Plattform-Anbieter die WebRTC Technik. Das ist die Abkürzung für Web Real-Time Communication und wird mit „Web-Echtzeitkommunikation“ übersetzt. Dieser offene Standard ist zeitgemäß und ersetzt die risikobehafteten älteren Produkte auf Flash-Basis aus den Zeiten, als HTML5 noch nicht verfügbar war. Von Vorteil ist, dass bei Firefox- und Chrome-Browsern keinerlei Installationsaufwand anfällt und die Konferenz auch auf Smartphones und Tablets läuft.
Fazit zur Pilotveranstaltung
Für Vorträge in Webinarform ist edudip sehr gut geeignet. Wenn der Schwerpunkt von Videokonferenzen bei den Schulungen und Diskussionen liegt und reale Situationen in virtuellen Klassenzimmern abgebildet werden sollen, sind andere Lösungen vorzuziehen. Es gibt mehrere in Deutschland entwickelte Produkte. Ausgereift sind BLIZZ von Teamviewer und ALFAVIEW von AlfaTraining. Beide Produkte ersparen dem Kursleiter die Unterstützung durch weitere Moderatoren, um die Wortmeldungen zu koordinieren und zu erlauben, dass Teilnehmer mit geringem Aufwand ihren Bildschirm im Gruppenraum teilen können.
Empfehlungen für den eigenverantwortlichen Einsatz
Wer als Kursleiter/Dozent/Moderator/Firma gern auf einem gut sortierten Webinar-Portal erscheinen möchte, kann edudip wählen, um Erfahrungen zu sammeln. Die monatliche Netto-Gebühr in Höhe von 83 € ist mehr als 4-mal so hoch wie bei blizz mit 19 €. Bei alfaview ist der Preis für vergleichbar große Gruppen nicht bekannt. Kleingruppen mit bis zu 50 Teilnehmern können jedoch kostenlos an bis zu 10 Stunden pro Monat unterrichtet werden: https://alfaview.com/page/plans
Bei der Wahl sollten weniger der Preis als die Zielgruppe eine Rolle spielen. Klassischen Präsenzunterricht mit unmoderierten Gesprächen kann man bei edudip höchstens mit 4 aktiven Teilnehmern und maximal 4 Moderatoren durchführen. Bei alfaview und blizz lassen sich größere Gruppen organisieren. Ein erfahrener Kursleiter wird mit den üblichen Klassengrößen von bis zu 25 Teilnehmern keine Probleme bei der Interaktion im Unterricht haben. Alle Anwesenden sind permanent sichtbar und können ohne Zutun eines Moderators aktiv werden. Ein zweiter Monitor sollte allerdings bei allen Videokonferenzen zum Abbilden der Videos der virtuellen Klasse genutzt werden. Auf dem Hauptmonitor finden die Aktivitäten des Dozenten oder der Teilnehmer statt. Sie können von dort in den Klassenraum übertragen werden. Falls ein Teilnehmer stört oder durch fehlerhafte Einstellungen Rückkopplungen auftreten, kann das betreffende Mikrofon vom Kursleiter aus der Ferne abgeschaltet werden.
Wer seinen Kurs über eine Lern-Plattform wie die VHS-Cloud, Moodle oder Ilias anbietet, wird keine Merkmale zur Verwaltung, Vermarktung und Durchführung seines Kurses benötigen, wie sie bei edudip inkludiert sind. Alle genannten Lern-Plattformen erlauben, dass nur berechtigte Personen den Link für den Zugang zur Videokonferenz anklicken können. Alle Lern-Plattformen verfügen auch über Upload-Möglichkeiten, damit Kursleiter oder Dozenten Unterrichtsmaterial für die Teilnehmer bereitstellen können. Auf den genannten Lernplattformen gibt es auch Foren zur asynchronen Kommunikation und Diskussion vor, zwischen und nach den stattfindenden Videokonferenzen.
Testmöglichkeit von Videokonferenzsoftware in Kleingruppen
Interessierte Dozenten können alle Produkte mit vernachlässigbaren Einschränkungen kostenlos testen:
alfaview® free ist eine kostenfreie Version für die private Nutzung und für Unternehmen zum Testen: https://alfaview.com/page/plans
blizz® läuft unbefristet bei bis zu 5 Teilnehmern kostenlos: https://www.blizz.com/de/pricing/
edudip® läuft kostenlos, wenn man mit der Flash-basierten Version maximal 45-minütige Seminare durchführen möchte: https://www.edudip.com/
Für die aktuellen edudip Version ohne Flash gibt es einen auf 14 Tage befristeten Testzugang: https://www.edudip-next.com/de