Die Fachleute der Regierungsfraktionen in Sachen „Digitales Lernen“ luden am 15. Juni 2015 zu Veranstaltungen in den Bundestag ein.
Hintergrund war der gemeinsame Antrag „Durch Stärkung der Digitalen Bildung Medienkompetenz fördern und digitale Spaltung überwinden“
In der Wochenzeitung „Der Freitag“ ist das Digitale Doppelspiel etwas überspitzt aber dennoch recht zutreffend beschrieben. Besuchern beider Veranstaltungen wurde der Eindruck vermittelt, dass sich beide Fraktionen jetzt ernsthaft um das überfällige Thema kümmern. Mit den Koordinatoren Saskia Esken (SPD) und Sven Volmering (CDU/CSU) scheinen die Ausschüsse auch personell gut aufgestellt. Beide Veranstaltungen waren daher interessant. Für Besucher aus der Provinz wie mich, war es nicht schlecht, dass sie am gleichen Tag stattfanden, weil man wohl kaum zweimal anreisen würde. Bei der PR und dem Drumherum mit einer kleinen Ausstellung auf der Fraktionsebene im Reichstag konnte sich die Union profilieren. Inhaltlich schien es bei der SPD anspruchsvoller. Wegen der erwähnten terminlichen Überschneidung kam ich verspätet in das Paul-Löbe-Haus und konnte mir von der Diskussion um OER nur einen kurzen Eindruck verschaffen. Die Bedenkenträger schienen sich hauptsächlich in den Reihen der SPD-Besucher zu finden – das machte die Diskussion mit den Befürwortern interessant. Wer sich schon länger mit dem Thema beschäftigt, hat erwartungsgemäß nichts Neues erfahren. #Hosentaschenpotential war der herausragende Begriff bei der Union. „Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“ blieb mir bei der SPD haften.
Der Wille bei den Veranstaltern war da, aber auch die Erkenntnis, dass unsere föderal organisierte Bildungslandschaft hinderlich ist, wenn es um die Modernisierung geht. Im europäischen Vergleich haben kleine Länder die Nase vorn, weil sie landesweite Bildung von zentraler Stelle modernisieren können. In Ländern wie Tschechien oder Finnland werden Entscheidungen auch nicht durch wenige monopolartige Bildungsverlage und ihre mächtigen Lobbisten in den Parlamenten beeinflusst.
Schade, dass ich um 19:15 zum Zug nach Kassel musste. Da wurde es nach dem offiziellen Ende an den Imbisstischen im Paul-Löbe-Haus richtig interessant.
PS: Nachtrag des Videos mit der Erläuterung des „Hosentaschenpotentials“. Der Begriff fällt nach 84 Minuten bei 1:24 und wurde zuerst von Frau Müller von der Initiative D21 gebraucht.
Dieser Beitrag von Konrad Rennert ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
Über diese Lizenz hinausgehende Erlaubnisse können Sie unter http://bluepages.de/oer erhalten.