Die Beschreibung eines Referenzrahmens für die Zertifizierung digitaler Medienkompetenz per Videokonferenz von Lehrkräften ist das Ziel dieses Beitrages.
Dabei stand die Einteilung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen in sechs Stufen von A1 (Anfänger) bis C2 (Experten) Pate. Sie liefert eine Orientierung für mögliche Zertifizierungsniveaus.
Beim Erlernen von Fremdsprachen ist der intensive Kontakt mit Muttersprachlern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Beim Erwerb von digitaler Medienkompetenz benötigt man intensiven Kontakt zu Fachleuten und konkrete Aufgabenstellungen zur stetigen Verbesserung des Knowhow-Transfers und der Unterrichtswirksamkeit.
Zum Einstieg werden grundlegende Kenntnisse zum Level A in 8 Doppelstunden vermittelt. Die Themen des Präsenzunterrichts sind: Eine Software zur Durchführung von Videokonferenzen, Lernmanagementsysteme, Apps zum Spiele-basierten Lernen und der Einsatz einer mobilen Online- und Whiteboard-App. Vorausgesetzt werden Kenntnisse zu Office-Produkten auf dem Niveau der üblichen Computer-Führerscheine.
Sind die Grundlagen im erprobten Präsenzunterricht per Videokonferenz vermittelt, wird die fortgeschrittene und die selbstständige Verwendung mit der Methode des Inverted-Classrooms eingesetzt (Level B und C).
Die Teilnehmer erhalten Materialien und Übungsaufgaben auf einer Lernplattform bereitgestellt. Die Betreuung erfolgt durch andere Teilnehmer, die schon einen höheren Kompetenzlevel erreicht haben und das Ziel verfolgen, mindestens soviel Knowhow zu erwerben, wie der Autor dieses Textes.
Die unterschiedlichen Level der Teilnehmer im Inverted-Classroom sind Voraussetzung für soziales Lernen und Empathie künftiger Online-Kursleiter. Zukünftige Online-Kursleiter benötigen ein kritisches Publikum, welches konstruktives Feedback liefert. Am Ende der Zusammenarbeit steht ein „Meisterstück“ auf dem Level C2. Das heißt Durchführung von Online-Unterricht zu vorher vereinbarten Themen in beliebigen Fächern. Die derzeit im Einstiegskurs genannten vier Produkte spielen dann nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie können durch viele andere wirkungsgleiche Produkte ersetzt werden. In kürzester Zeit können die im Inverted-Classroom erworbenen Kompetenzen transferiert werden.
Der Autor kalkuliert die Kosten zum Kurs für den Level A mit 100 bis 200 Euro pro Teilnehmer. Beim Richtwert von ca. 10 Teilnehmern liegen die Kosten bei 1000 Euro.
Die Finanzierung des kombinierten Kurses zum Level B und C soll durch geeignete Sponsoren erfolgen. Gedacht ist an Firmen, die Hardware und Apps liefern oder an staatliche Stakeholder, die Interesse an der Förderung von Medienkompetenz haben. Es gibt keine Obergrenze für die Teilnehmerzahl im Kurs. Wird es unübersichtlich, kann der Kurs geteilt werden. Voraussetzung für die Anmeldung ist der Nachweis eines Kompetenzlevels wie im oben beschriebenen Präsenzkurs zum Einstiegslevel A.
12 Euro ist der Teilnehmerbeitrag pro Jahr. Dieser ist von jedem Teilnehmer vom eigenen Bankkonto zu überweisen. Mit der E-Mail für die Anmeldung wird die IBAN genannt. Die erste Hälfte der IBAN wird statt eines Nachnamens bei der Einschreibung eingesetzt, die zweite Hälfte geht ins Start-Passwort ein. So müssen keine Teilnehmerdaten gesammelt und verifiziert werden. Bei rechtswidrigem Verhalten kann die IBAN zur Identifikation und Rückverfolgung genutzt werden. Die sonst üblichen Authentifizierungsmethoden von Microsoft, Google oder Facebook sind so nicht erforderlich. Sie werden von kritischen Teilnehmern auch abgelehnt.
Die Teilnahme endet automatisch nach einem Jahr.
Der Jahresbeitrag ist mit 12 Euro sehr kostengünstig, weil die Teilnehmerzahl nicht festgelegt wird. Angehende „Meister“ betreuen die Teilnehmer auf den niedrigeren Leveln. Der verantwortliche Kursleiter wird nur dann hinzugezogen, wenn in der Gruppe keine Lösung gefunden wird. Lediglich bei der Durchführung von Videokonferenzen gibt es eine technisch bedingte Obergrenze von 300 Teilnehmern.
Die angehenden Meister vom Level C bereiten sich als zukünftige Online-Kursleiter auf die eigenständige Durchführung von Kursen vor, indem sie die Teilnehmergruppen auf dem Level B betreuen.
Ein Meister betreut die zukünftigen Meister des Levels C. In Zukunft könnten das auch mehrere Meister sein, wenn das Knowhow erworben wurde.
Die Qualifizierung von weiteren Fachkräften und Meistern für die digitale Medienkompetenz ist das Ziel des hier beschriebenen agilen Inverted-Classroom.
Hinweise und Quellen für Leser mit erweiterten akademischen Ansprüchen:
Digitale Medien und Interdisziplinarität Herausforderungen, Erfahrungen, Perspektiven
https://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/3338Volltext.pdf
360 Seiten, 2015, Hrsg: Nicolae Nistor, Sabine Schirlitz
vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (Hrsg.) Digitale Souveränität und Bildung, Gutachten
https://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/Gutachten_pdfs/ARB_Gutachten_Digitale_Souveraenitaet.pdf
151 Seiten, 2018, Hrsg: vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Ansprechpartner: Dr. Christof Prechtl, stellvertr. Hauptgeschäftsführer, Leiter Abteilung Bildung und Integration Wissenschaftliche Koordination: Prof. Dr. Dieter Lenzen, Universität Hamburg, Vorsitzender des Aktionsrats Bildung Dem Aktionsrat Bildung gehören an: Prof. Dr. Wilfried Bos, Prof. Dr. Hans-Dieter Daniel, Prof. Dr. Bettina Hannover, Prof. Dr. Olaf Köller, Prof. Dr. Dieter Lenzen, Prof. Dr. Nele McElvany, Prof. em. Dr. Hans-Günther Roßbach, Prof. Dr. Tina Seidel, Prof. em. Dr. Rudolf Tippelt, Prof. Dr. Ludger Wößmann Das Gutachten wurde unterstützt vom: vbm – Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V. Projektleitung: Michael Lindemann Geschäftsstelle des Aktionsrats Bildung: Manuela Schrauder, Christine Klement, Isabell Grella