Sehr geehrter Herr Ippen,
seit Jahrzehnten prägen Ihre unternehmerischen Entscheidungen maßgeblich die Medienlandschaft Deutschlands – insbesondere im Bereich des Lokaljournalismus. Als langjähriger Leser, kritischer Mediennutzer und engagierter Bildungsakteur möchte ich Ihnen auf diesem Weg einige Gedanken mitteilen, die sich mit der Rolle Ihrer Verlage im digitalen Wandel, der gesellschaftlichen Verantwortung der Presse und den Perspektiven für unabhängigen, bürgernahen Journalismus beschäftigen.
Die Herausforderungen für den Lokaljournalismus sind offenkundig: Sinkende Abozahlen, wachsende Konkurrenz durch Online-Plattformen und die Abwanderung jüngerer Zielgruppen in soziale Medien stellen traditionelle Redaktionsmodelle infrage. Umso wichtiger ist es, dass Leitfiguren wie Sie neue Wege eröffnen – durch Innovation, Haltung und Investitionen in Qualität.
Ich sehe großes Potenzial darin, Ihre Verlage nicht nur als Informationsquellen, sondern als demokratische Mitgestalter zu verstehen: In Zeiten von Desinformation, gesellschaftlicher Polarisierung und einem sich wandelnden Bildungsverständnis können gerade lokal verankerte Medienhäuser wie die Ippen-Gruppe eine Brücke schlagen – zwischen Alltag und Analyse, zwischen Bürgern und Entscheidern, zwischen Tradition und Zukunft.
In diesem Sinne rege ich an, eine neue Form der Leserbeteiligung, der medienpädagogischen Kooperation und der transparenten Digitalstrategie zu fördern. Denkbar wären z. B.:
- lokale „LearningLounges“ als Kooperationsräume zwischen Redaktion, Zivilgesellschaft und Bildungseinrichtungen
- experimentelle Formate für jungen Lokaljournalismus, z. B. in Verbindung mit KI-gestützter Recherche oder Community-Moderation
- eine Redaktion für Medienethik und digitale Selbstverteidigung in Ihrer Gruppe – als Vorbild für andere Verlage
Ich weiß um die wirtschaftlichen Zwänge im Verlagswesen, aber ich bin überzeugt: Zukunft entsteht nicht nur durch Effizienz, sondern durch Haltung und Offenheit für neue Allianzen. In diesem Sinne danke ich Ihnen für Ihre bisherige Arbeit – und lade Sie ein, gemeinsam über neue Wege nachzudenken.
Mit respektvollen Grüßen
Konrad Rennert
Felsberg, 1. Juli 2025
www.konrad-rennert.de
PS:
Als digital-affiner Abonnent stoße ich – wie viele andere auch – auf erhebliche Hürden bei der datenschutzkonformen Nutzung Ihres E-Papers: https://epaper.meinehna.de/privatsphaere-einstellungen.
Die Komplexität dieser Einwilligungsprozesse ist kein exklusives Problem der Ippen-Verlage, sondern ein systemischer Missstand, verursacht durch eine DSGVO, deren technische Implikationen viele politische Entscheider bei ihrer Verabschiedung vor neun Jahren nicht vollständig überblickten.
Ich wünsche mir, dass Medienhäuser wie Ihres sich nicht nur mit den Symptomen arrangieren, sondern gemeinsam Druck aufbauen – für eine praxistaugliche, bürgerfreundliche und innovationsfördernde Weiterentwicklung des Datenschutzrechts.