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Edge & Bing – Für die Bildung nur bedingt tauglich

KI-Aufklärungsstunde: Europäische Bildungsstandards benötigen eigene KI-Entwicklungen.

Auf der Website https://aufklaerungsstunde.de entschuldigt sich der Browser Edge mit der integrierten künstlichen Intelligenz (KI) von Bing: „Sorry, this Browser is not supported…“ und beim Zusammenfassen des ZDF-Videos über die weibliche Anatomie erscheint: „I’m sorry, but I can’t assist with that…. Hmm…lass es uns mit einem anderen Thema versuchen. Entschuldigung. Was geht dir sonst noch durch den Kopf?
Solche unangemessenen Reaktionen passieren, wenn die KI bei Übersetzungen, Zusammenfassungen und Verständnisfragen zum Sexualkundeunterricht unterstützen soll. Die im November 2023 beobachtete und dokumentierte Arbeitsverweigerung bezieht sich auf seriöse Quellen: Die Website aufklaerungsstunde.de des Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson und einen Clip aus der ZDF-Reihe Terra X, in dem es um die weibliche Anatomie geht.

Konrad Rennert (KR) plante die Ergänzung der Terra X-Clips anhand der Reihenfolge in der Hitliste. Er hatte bereits zwei Clips zu den deutschen Gedenktagen am 3. Oktober und 9. November bearbeitet und unter einer CC-BY-Lizenz veröffentlicht.

Ein Beleg seiner Behauptung bezüglich Bing und ChatGPT ist auf YouTube zu sehen. Der gesprochene Text kann in 122 Sprachen als Untertitel oder auf der rechten Seite als Transkript mitgelesen werden:

KR hat auf seiner Website eine Excel-Arbeitsmappe zum Download bereitgestellt. Dort sind auf dem Blatt „Info“ die Quellen und Links zusammengefaßt: https://konrad-rennert.de/wp-content/uploads/2023/11/BingZensiertAnatomieClipsVomZDF.xlsx
Auf weiteren Blättern der Arbeitsmappe sind die Ergebnisse des Chats, Screenshots und Hinweise zu finden.

KR hat vor mehr als 40 Jahren sein Physikstudium abgeschlossen. Seine Diplomarbeit befasste sich mit der Interpretation von Anomalien im Gravitationsfeld der Erde.

So vorgebildet, denkt er generell über Ursache und Wirkung und die Interpretation von Beobachtungen nach.

Das beobachtete Versagen der KI hat menschliche Ursachen, die es zu erforschen gilt: Wer ist an Entscheidungen beteiligt, ob die Antworten der KI nicht freigegeben werden dürfen, und wer trainiert die KI beim Aufspüren toxischer Inhalte?

KR wurde bei der Ursachenforschung beim Time Magazine fündig: Laut einer TIME-Recherche beschäftigte OpenAI kenianische Klick-Arbeiter für weniger als 2 US-Dollar pro Stunde, um ChatGPT weniger toxisch zu machen. Die Arbeit der Afrikaner war entscheidend für die Verbesserung des Vorgängers GPT-3, der wegen seiner Toxizität nur schwer freigegeben werden konnte. OpenAI beauftragte das in Kenia ansässige Outsourcing-Unternehmen Sama mit der Kennzeichnung von Texten, die Gewalt, Hassreden und sexuellen Missbrauch enthalten: Die Mitarbeiter von Sama erhielten einen Nettolohn zwischen 1,32 und 2 US-Dollar pro Stunde. Die Zusammenarbeit endete abrupt, nachdem Sama auch Bilder von illegalen Inhalten gesammelt hatte. Quelle: OpenAI Used Kenyan Workers on Less Than $2 Per Hour: Exclusive | Time

Mit dem Wissen um die Recherchen des Time Magazine begann KR zu recherchieren, in welchen Ländern Sexualaufklärung an Schulen stattfindet. In Deutschland ist sie seit 1977 in der Grundschule Pflicht. In Afrika ist sie in weiten Teilen bis heute nicht eingeführt. In Kenia, wo die toxischen Inhalte dank billiger Clickworker ausgewertet werden, steht Sexualkunde erst 2019 auf dem Stundenplan, d.h. die Clickworker sind mit dem Aufklärungsunterricht in weiten Teilen der Welt nicht vertraut und können Anatomiedarstellungen nicht von Pornografie unterscheiden. Nach den OpenAI-Richtlinien ist Sexualaufklärung ausdrücklich erlaubt und so dürften die genutzten Inhalte keine Beanstandung auslösen.

Der Sinn schulischer Sexualaufklärung wird deutlich, wenn man die Darstellung von Schwangerschaften minderjähriger Mädchen auf der Weltkarte vergleicht. Dort, wo Aufklärung laut WHO schon lange praktiziert wird, sind Schwangerschaften Minderjähriger selten:
Adolescent birth rate in women aged 10-19 years, OWID
Fazit der Beobachtung: KR hat zufällig einen Mangel in der Bereitstellung von KI gefunden. KI ist wichtig und unsere bewährten europäischen Standards müssen in allen Lebensbereichen berücksichtigt werden. Nicht nur im Umgang mit Sexualität, sondern auch in anderen Bereichen haben wir andere Einstellungen, z.B. zum Besitz von Waffen, zum Antisemitismus, zum Umgang mit Homosexualität und mit der Meinungsfreiheit.

Wenn die Europäer in KI-Fragen nicht bevormundet werden wollen, brauchen sie eigenständige KI-Entwicklungen. Auch die Bewertung toxischer Inhalte darf nicht in Kulturkreise mit völlig anderen Normen und Standards ausgelagert werden. Zumindest die Endkontrolle muss immer durch fachlich ausgebildete Europäer erfolgen.

KR setzt nicht nur auf Bing. Bei seinem Vorhaben zur Ergänzung der Terra-X-Clips hat er die anatomischen Begriffe aus dem Video des ZDF mit Hilfe von DeepL und translate.google ergänzt.

Seinen tabellarischen Aufbau einer Vokabelliste zur gleichzeigen Übersetzung in mehrere Sprachen konnte er wegen der Weigerung der Bing-KI bei der Sexualaufklärung nicht umsetzen. Die grundsätzliche Machbarkeit mit Bing hat er dann bei der Anatomie des Ohrs in der oben genannten Excel-Arbeitsmappe gezeigt. Damit ist belegt, dass sich mit seiner tabellarischen Anordnung die Fachvokabulare zu allen Themen in mehrere Sprachen gleichzeitig übersetzen lassen, wenn sie nicht als toxisch eingestuft werden.