Definition: Wer Erfahrungen als Kursleiter bei üblichen VHS-Kursen hat und seine Reichweite mit digitalen Werkzeugen, insbesondere durch den Einsatz von Videokonferenzen erhöht, ist ein VHS 2.0 Kursleiter.
In diesem Kurs wird der Gebrauch von Werkzeugen für zukünftige VHS 2.0 Kursleiter vermittelt.
Voraussetzung für die Teilnahme: Sie führen schon Weiterbildungsmaßnahmen durch und haben durchschnittliche Kenntnisse mit Computer und dem Internet. Sie verfügen über ein Windows- oder Apple-Notebook und können das in Kombination mit einem Headset und einem HDMI-Kabel zur Einführungsveranstaltung mitbringen, um alle notwendigen Funktionen für den Einsatz im Mobile-Office oder Home-Office zu erproben.
Ziel: Sie können ihre Kursangebote fast in der gewohnten Weise und dem gewohnten Umfang durchführen. Der Vorteil ergibt sich für die VHS 2.0 Kursleiter durch mobile Arbeitsmöglichkeiten in Kombination mit Seminargruppen aus dem gesamten Sprachraum und der Möglichkeit, bei weniger gefragten Themen wie z. B. seltenen gesprochenen Fremdsprachen oder höheren Leistungsniveaus die notwendige Kursgröße zu erreichen, weil die Beschränkung auf den Einzugsbereich einer Kreisvolkshochschule entfällt.
Die Lernplattform mit ihren Kursräumen ist das virtuelle Schulgebäude mit schwarzen Brettern und der digitalen Bibliothek. In den Kursräumen findet man sich per Videokonferenz zusammen und führt den Unterricht und die Gruppenarbeit ähnlich durch, wie in realen Klassenräumen. Jeder nimmt mit Audio und Video teil und kann die Arbeit auf seinem Bildschirm der gesamten Gruppe oder einzelnen Teilnehmern zeigen und darüber sprechen.
Ein virtuelles Whiteboard ersetzt die moderne Wandtafel. Damit können auch Aufzeichnungen in Bild und Ton gemacht werden, um sie als Erklärvideo zu konservieren. Mit einer Spiele-basierten Lernplattform ist leicht feststellbar ob die Hausaufgaben im gewünschten Umfang erledigt wurden. Kenntnisse können im spielerischen Wettbewerb überprüft werden. Es gibt z.B. viele Vokabel- und Grammatiktests vom Ernst-Klett-Verlag, die kostenlos verwendet werden können. Die vorhandenen Sammlungen zu allen Fächern können beliebig adaptiert werden.
Wenn die teilnehmenden Kursleiter den Sinn und Zweck der vier Tools verstanden haben, sollen sie es auch bald anwenden: Zunächst in kleinem Rahmen innerhalb der Gruppe, dann als erfahrener Kursleiter im Rahmen eines Schnupperkurses in ihrem eigenen Fachgebiet. Zum Premierenpublikum gehören sowohl andere Kursteilnehmer als auch dazu geladene Besucher, die sich für die Kursleiter-Einweisung interessieren und die Videokonferenz-App schon installiert haben. Damit die noch ungewohnte Technik den angehenden VHS 2.0 Kursleitern keine schlaflosen Nächte bereitet, steht bei diesen für das Publikum kostenlosen Schnupperkursen ein erfahrener Videopräsenz-Trainer als Mentor im Hintergrund. Er kümmert sich auch um Videokonferenz-Besucher, die durch Geräusche stören: Bei Vorträgen, Gruppengesprächen und Teamarbeit darf es keine andauernden akustischen Rückkopplungen geben. Neulinge vergessen schon mal das Abschalten ihres Mikrofons nach Redebeiträgen. Routinierte Mentoren regeln das bei Premieren. Mit zunehmender Routine kann das auch bald jeder neue VHS 2.0 Kursleiter.
Im Feedback-Gespräch nach der Generalprobe und der Premiere des neuen Online-Dozenten bzw. Teletutors bespricht man dessen Erfahrungen. Die Entscheidung, ob man als neuer VHS 2.0 Kursleiter fortan bei seinem Videopräsenzkurs ohne Coach oder Mentor fortfahren möchte, muss jeder selbst treffen. Erfahrungsgemäß hängt es vom Publikum, d.h. den VHS-Teilnehmern ab. Bei dessen wohlwollender Empathie und allgemeiner Technikbegeisterung gelingt das sehr schnell. Bei einem skeptischen und kritischen Publikum sollte man den Coach als Technik-Helfer im Hintergrund haben, damit man sich auf sein Fachgebiet konzentrieren kann.
Die Sprachlehrer unter den Kursleitern kennen die Niveaustufen des gemeinsamen Referenzrahmens für Sprachen. Analog zu der von dort bekannten Einteilung kann man auch die Fortschritte beim Einsatz digitaler Werkzeuge für den Präsenzunterricht vornehmen.
In Stufe 1 geht es um die elementare Verwendung auf dem Niveau von Teilnehmern
In Stufe 2 geht es um die selbständige Verwendung bei Aufgaben auf einfachem Niveau
In Stufe 3 beginnt man selbständig als Online-Dozent zu arbeiten und führt am Ende mit dem digitalen Werkzeug Kurse im eigenen Fachgebiet durch
Pädagogen werden im Kurs situative Ansätze erleben, technisch ausgerichtete Kursleiter werden das agile Kursgestaltung nennen. Ein erfolgreicher Kurs ist nicht nur durch die regelmäßige Anwesenheit geprägt, sondern durch die Aktivität der Teilnehmer und deren Fähigkeit, sich das passende Werkzeug für die eigene Unterrichtswirksamkeit wählen zu können, um Präsenzunterricht fortan mit digitalen Werkzeugen ortsunabhängig durchzuführen. Welche Werkzeuge das sind, müssen die Teilnehmer im Verlauf des mehrstufigen Kurses selbst für sich entscheiden und mit ihren „Schnupperkursgruppen“ auf Alltagstauglichkeit überprüfen.
Jeder VHS 2.0 Kursleiter verbessert seine Didaktik im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Falls erforderlich, wird die Zertifizierung den Teilnehmerbedürfnissen angepasst und könnte am Ende so umfangreich sein, wie eine erweiterte Ausbildereignungsprüfung für die digitale Weiterbildung. Zum Vergleich: Die Ausbildereignungsverordnung der IHK empfiehlt 90 Unterrichtseinheiten, um sich in einem Selbstlernprozess mit den Qualifikationsinhalten auseinanderzusetzen. Wenn hier ebensolche 90 UE als Zeitbedarf angesetzt werden, empfehle ich davon 2-4 UE als Einstiegskurs zur Justierung der eigenen Ausrüstung und zum persönlichen Kennenlernen vor der Videokonferenzphase zu nutzen. In der Stufe 1 finden dann weitere 6-8 UE in Form eines klassischen IT-Seminars in der Ausprägung als Videopräsenztraining statt. Die Stufe 2 nutzt die vom deutschen Informatiker und Professor für Mathematik und Mathematikdidaktik Christian Spannagel an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg verkörperte Methode des Flipped Classrooms. Das bedeutet, dass sich die Teilnehmer selbständig mit Erklärvideos und Aufgaben auf die stattfindenden Präsenzphasen mit Gruppenarbeit in einer Videokonferenz mit der wöchentlichen Dauer von 2UE vorbereiten. Der Kursleiter ist in diesen 2 UE immer anwesend. Er greift situativ ein und beantwortet Fragen, die innerhalb der Gruppe nicht ohne sein Zutun gelöst werden können. Die Stufe 3 ist erreicht, wenn ein teilnehmender Kursleiter eine Unterrichtseinheit in seinem Fachgebiet als Videokonferenzkurs selbst gestalten kann und eingeladenen Teilnehmern und der Gruppe vorträgt. Weil eine derartige Premiere stressfrei verlaufen sollte, wird ein erfahrener Mentor einbezogen, der alles übernehmen könnte, was nichts mit dem fachlichen Knowhow des Vortragenden zu tun hat, sondern technisch bedingt ist. Üblicherweise gibt es spätestens nach 2 Videokonferenzen hilfsbereite Teilnehmer, falls der Kursleiter technische Probleme zu lösen hat. Praktisch alle denkbaren Probleme sind schnell lösbar. Wie wir es seit der Erfindung des PCs gewohnt sind, werden seltene schwierige technische Probleme durch einen Neustart gelöst. Erfahrungsgemäß wird das der Neustart einer Konferenz bei jedem VHS-Kursleiter irgendwann zum ersten Mal erforderlich. Man sollte darauf vorbereitet sein.
Die in Stufe 3 durchzuführenden Videokonferenzkurse mit Generalprobe und Premiere mit einem „Schnupperpublikum“ bedeuten, dass der Kurs für den einzelnen mit einem offenen Ende abschließt.
Erforderlichenfalls könnte an dieser Stelle ein Zertifikat vergleichbar einem digitalen Ausbildereignungsschein erteilt werden, wenn Teilnehmer während der Videopräsenzphasen regelmäßig teilgenommen haben (mindestens 20 UE) und am Ende einen Schnupperkurs zum eigenen Fachgebiet als Videokonferenz durchgeführt haben.
Der als Premiere konzipierte „Schnupperkurs“ erfüllt damit einen weiteren Zweck: Mit einer ansprechenden Durchführung lassen sich auf Basis der vorherigen Bekanntmachung und einer abschließenden Diskussion zukünftige Teilnehmer für die Kurse des Vortragenden finden.
Als derjenige, der die Werkzeuge für VHS 2.0 Kurse und ein Kurskonzept zusammengestellt hat, um es als Kurs anzubieten, empfinde ich es als Ehre, wenn sich Kursteilnehmer entschließen, dieses Kurskonzept zu adaptieren, um möglichst schnell Kursleiter für die VHS 2.0 vorzubereiten.
Zum Download des Textes im pdf-Format https://konrad-rennert.de/wp-content/uploads/2020/01/Integriertes-Lernen-für-angehende-VHS-2.0-Kursleiter.pdf